FIFA: Blatter geht, aber bleibt das System Blatter?

Zum angekündigten Rücktritt Joseph Blatters als FIFA-Präsident erklären  Özcan Mutlu, Sprecher für Sportpolitik, und Monika Lazar, Obfrau im Sportausschuss:

Für die FIFA ist es jetzt höchste Zeit für einen Neuanfang. Dazu gehört eine rückhaltlose Aufklärung über die Schmiergeldzahlungen und weitere dubiose WM-Vergaben, in die FIFA-Funktionäre verwickelt sind und waren. Das System Blatter ist erst beendet, wenn das passiert ist. Nötig ist jetzt auch die Neuvergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022.

Nach FIFA-Statuten hat der Verband jetzt mindestens vier Monate Zeit, sich zu konsolidieren. Wir fordern die FIFA und jeden einzelnen nationalen Mitgliedsverband auf: Nutzen Sie die Zeit für echte Strukturreformen! Das gesamte Exekutivkomitee muss sich einer Neuwahl stellen, genauso muss sich der Verband prinzipieller Transparenz verschreiben. Nicht zuletzt muss sich die neue Person an der Spitze der FIFA für Integrität, Offenheit und Bereitschaft zur Selbstkritik auszeichnen. Also kein Gesicht des Systems Blatter!

Die Umstände von Blatters Rücktritt sind bezeichnend: Erst nachdem er sich hat wiederwählen lassen und nachdem die Ermittlungsbehörden ihm offensichtlich keine Wahl mehr gelassen haben, dankt Blatter unter fadenscheinigen Begründungen ab. Blatter klammerte sich noch an den Thron, als es längst zu spät war. Genau von so einer Kultur der Machtbesessenheit hat die Öffentlichkeit endgültig genug.

Sepp Blatter hinterlässt verbrannte Erde. Sein Rücktritt markiert das Ende einer Ära, in der es der Weltfußballverband geschafft hat, zum Inbegriff von Korruption, Intransparenz und Vetternwirtschaft zu werden – und das über den Sport hinaus. Welche Form auch immer die FIFA zukünftig haben wird: „Tabula rasa“ muss am Anfang des Prozesses stehen.

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