DFB-Bundestag in Erfurt – Aufbruch sieht anders aus

Zum DFB-Bundestag in Erfurt und der Wiederwahl Grindels als Präsident erklärt Özcan Mutlu, Sprecher für Sportpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: 

Vor einem Jahr hat die Steuerfahndung an die Tür des DFB geklopft. Der DFB war endgültig Teil eines riesigen Skandals geworden. Heute wurde Reinhard Grindel auf dem DFB-Bundestag in Erfurt als Präsident bestätigt. Doch seine 40-minütige Bewerbungsrede war eine reine Enttäuschung. Kein Wort zur Aufklärung des WM-Skandals und zur dubiosen Rolle Beckenbauers oder der Geldflüsse. Ob der wiedergewählte Präsident Grindel tatsächlich den Verband neu aufstellt, dringende und wichtige Reformen einleitet und rigoros gegen Korruption vorgeht sowie Transparenz in den Strukturen und Handlungen etabliert, bleibt nach dieser Rede abzuwarten. Genügend Chancen hatte er bereits, die leider bisher ungenutzt blieben.

So ist eine Aufarbeitung des WM-Skandals immer noch nicht abgeschlossen. Der DFB möchte am liebsten nur in die Zukunft schauen und betrachtet diesen einfach als beendet. Auch dass der DFB die Zuständigkeit des Deutschen Bundestages hierzu kritisch hinterfragt, zeigt auch das Desinteresse an wirklicher Transparenz und Aufklärungswillen für die Zukunft. Die Enthüllungen des vergangenen Jahres weisen auf schwerwiegendes Versagen der ordentlichen Strukturen innerhalb des DFB hin. Grindel muss eine Neustrukturierung in seiner Amtszeit unbedingt umsetzen, anders ist die Glaubwürdigkeit des Sports ist nicht zurück zu gewinnen.

Wir begrüßen die Einrichtung einer Ethikkommission – sie war überfällig! Doch auch hier spielt der DFB nach eigenen Regeln. Die Rechtsprechung erfolgt nach Anklage der Ethikkommission nicht durch eine unabhängige, rechtsprechende Kammer, sondern über das verbandseigene Sportgericht. Ich wünsche dem neuen Vorsitzenden der Ethikkommission Kinkel dennoch viel Erfolg. Bisher fiel er in Bezug zum Sport allerdings eher als jemand auf, der Freundschaftsdienste für Parteigenossen erfüllte. (Diplomatenpass für IOC-Präsident Bach)

Der DFB ist gut beraten, wenn er der Klüngelpolitik zukünftig ein Ende setzt und endlich Transparenz walten lässt. Nur so kann Schaden vom deutschen Fußball abgewendet werden. Ich wünsche dem DFB und dem neuen Präsidenten hierfür eine glückliche Hand. Ich hoffe weiterhin auf eine Transparenzoffensive des DFB und die lückenlose Aufklärung des WM-Skandals von 2006.

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