Spitzensportförderung reformieren – aber transparent!

Vergangene Woche habe ich den Olympiastützpunkt (OSP) in Berlin-Lichtenberg besucht, um mir ein Bild davon zu machen, wie sich unsere Spitzenathletinnen und Spitzenathleten dort auf die olympischen Sommerspiele in Rio De Janeiro vorbereiten. Der OSP Berlin gehört zu den modernsten und innovativsten Trainingsstätten für Leistungssport weltweit.

Bei einem gemeinsamen Rundgang mit dem Stützpunktleiter Dr. Harry Bähr konnte ich mich von der beeindruckenden technischen Ausstattung des Zentrums überzeugen. Von neusten Fitnessgeräten über die physiotherapeutische Abteilung mit Eiskammer, Sauna und Inhalationsraum bis hin zum Prunkstück des OSP – dem Strömungskanal im Schwimmzentrum – fehlt es den Sportlerinnen und Sportlern an fast nichts. Das braucht es heute auch, um auf Weltniveau mithalten zu können. „Gerade für die Schwimmerinnen und Schwimmer gibt es weltweit keinen besseren Standpunkt als Berlin“, betonte Bähr.

Um dieses Niveau allerdings auch langfristig halten zu können, müsse künftig noch mehr in die Nachwuchsarbeit und in die Beschäftigung und Ausbildung von Trainerinnen und Trainern investiert werden. Die Gehälter, die er seinen Trainerinnen und Trainern zahlen könne, lägen weit unter dem internationalen Niveau, sagte Bähr. So seien internationale Spitzenleute kaum zu bekommen.

Insgesamt fehlt es in Deutschland an der nötigen Vernetzung und einem zentralen Management der olympischen Stützpunkte und Förderprogramme. Zwar haben sich die Bundesregierung und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf eine Reform der Spitzensportförderung verständigt. Was genau dabei herauskommen wird, ist bisher jedoch völlig unklar. Die Verhandlungen darüber werden im Geheimen geführt. Die ersten Ergebnisse sollen am 19. Oktober im Sportausschuss des Deutschen Bundestags präsentiert werden.

Dass dieser so wichtige Reformprozess wie TTIP heimlich ausgehandelt und die Öffentlichkeit am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt wird, finden wir Grünen nicht akzeptabel. Wichtig ist uns, dass am Ende ein Fördersystem steht, das internationale Großsportveranstaltungen nicht auf PR-Veranstaltungen für das eigene Land reduziert bei denen Sportlerinnen und Sportler zum bloßen Mittel zum Zweck werden. Wir fordern eine breite, geschlechtergerechte Förderung von Talenten, egal in welcher Sportart.

Trotz der guten Rahmenbedingungen für die Sportlerinnen und Sportler am Berliner Olympiastützpunkt ist der sportliche Erfolg Deutschlands bei internationalen Wettkämpfen in den letzten Jahren rückläufig. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn nicht bald gehandelt wird. In vielen Sportarten gibt es ein massives Nachwuchsproblem. Eine gezieltere Förderung ist dringend nötig, um talentierte, motivierte junge Talente nicht nur für Leistungssport zu begeistern, sondern um sie auch aktiv darin zu unterstützen, diesen auszuüben. Hier muss gute Spitzensportförderung ansetzen. Dazu zählt auch, berufliche Perspektiven im Rahmen von dualen Karrieren zu fördern und auszubauen. Dafür mache ich mich als sportpolitischer Sprecher der Grünen weiter stark.

Unseren Athletinnen und Athleten wünsche ich, dass sie sich so zahlreich wie möglich für Rio 2016 qualifizieren und mit vielen Medaillen zurückkehren werden.

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