Sicherheit in Stadien & Fußballspielen: Özcan Mutlu informiert sich bei Hertha-Bayern-Partie

Die Themen Sicherheit bei Sportgroßveranstaltungen und Gewalt bei Fußballspielen stehen auch bei uns im Bundestag auf der Tagesordnung. Spätestens seit den Pariser Anschlägen und der Bedrohung von Fußball-Länderspielen ist das Thema ‚Sicherheit in Stadien‘ das Topthema der Sportpolitik.
Um mir einen Eindruck zu verschaffen, was rund um ein Fußballspiel im und vor dem Stadion passiert, begleitete ich die Einsatzleitung der Polizei bei der Partie Hertha BSC gegen Bayern München. So wollte ich mir die Situation direkt vor Ort näher anschauen.

Zuerst informierte mich Polizeihauptkommissar Heiko Homolla bei einem Vortrag in der Berliner Direktion 2 über die vielen Veranstaltungsorte, die die Direktion zu betreuen hat. So gehören neben dem Olympiastadion auch die Waldbühne, das Messegelände und die Zitadelle Spandau zu den Austragungsorten im Direktionsgebiet.

Anschließend ging es mit der Funkstreife direkt ins Stadion. Bei dem Fußballspiel waren insgesamt 240 Beamte im Einsatz. Bereits im Vorfeld des Spiels wurden durch die Polizei gezielt potenzielle Störer-Fans aus Berlin und München beobachtet. Dabei findet eine enge Zusammenarbeit mit der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) statt. Dort werden Fußball-Gewalttäter registriert und beobachtet. Der Datenaustausch erfolgt auch international, um den Einlass von Hooligans in Stadien zu verhindern. Die Eintragung in die Datei erfolgt in drei Kategorien: Kategorie A ist der friedliche Fan, Kategorie B der gewaltbereite/-geneigte Fan und Kategorie C der gewaltsuchende Fan. Beim Punktspiel Hertha gegen Bayern wurde mit 465 B-Fans und 75 C-Fans gerechnet.

Die Praxis dieser Datenspeicherung und -verarbeitung über Fans sehen wir generell kritisch. Unter anderem deshalb, weil unklar ist, wer in die Datei aufgenommen wird und wie die Fandaten genau verarbeitet werden. In einem Bundestagsantrag fordern wir daher höhere Datenschutzstandards und Datensicherheit. Wir befürworten unter anderem ein finanziell starkes Bundesprogramm gegen Rechtsextremismus im Sport und gegen Fangewalt.

Häufig treten Probleme auf, wenn Fans konkurrierender Mannschaften gemeinsam ein Fußballspiel besuchen und größere Gruppen aufeinandertreffen. Um dies zu vermeiden, werden in Berlin schon am S-Bahnhof Olympiastadion die Fanströme voneinander getrennt.

Nach der Besichtigung der Polizeiwache im Stadion, von wo die Arbeit der Einsatzkräfte am Spieltag koordiniert wird, haben wir das Olympiastadion besucht. Dort habe ich mir z.B. die Videosicherheitsanlage angeschaut. Mit ihr können Täter, die beispielsweise Gegenstände auf die Spielfläche werfen oder Pyrotechnik anzünden, schnell ermittelt und die Sicherheit von Fans und Spielern gewährleistet werden.

Veranstaltungen mit großen Menschenansammlungen sind außerdem stärker gefährdet, Ziel von Anschlägen zu werden. Seit den Attentaten in Paris wurden unter anderem auch bei Bundesligaspielen und zuletzt bei den Fußballländerspielen in Vorbereitung auf die EM die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal deutlich erhöht.

So müssen Lieferfahrzeuge beispielsweise mit Kennzeichen und Fahrer/in im Vorfeld angemeldet sein, sonst werden sie an der Schleuse abgewiesen. Auch gibt es bei Länderspielen mehrere „Einlassringe“. Wer ein Ticket beim DFB erwirbt, bekommt zunächst eine Zugangsberechtigung zum ersten Ring am Stadion. Von dort geht es in den zweiten Ring, in dem gegen Vorlage des Personalausweises ein Zugangsticket zum Stadion ausgehändigt wird. Von hier gibt es kein Zurück mehr, Fans können nur noch direkt ins Stadion. So sollen Ticketübergaben etc. vermieden werden.

In Sicherheitsfragen bewegt sich die Polizei stets im Spannungsfeld zwischen Freiheit, freier Entfaltung der Persönlichkeit und Datenschutz auf der einen und Unversehrtheit, Sicherheit und Terrorbekämpfung auf der anderen Seite.

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