Stefanie Remlinger, Sprecherin für berufliche Bildung, und Özcan Mutlu, bildungspolitischer Sprecher, erklären zum Weltalphabetisierungstag am 8. September:
Etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland können nicht lesen und nicht schreiben. Daher war es richtig, dass sich Deutschland im Rahmen der Weltalphabetisierungsdekade der Vereinten Nationen (2003 bis 2012) zum Ziel gesetzt hat, die tatsächliche Größenordnung des Analphabetismus in Deutschland wissenschaftlich zu ermitteln. Ziel ist es aber auch, jedem Menschen eine gute Grundbildung zu bieten und die Zahl der Menschen, die nicht ausreichend lesen und schreiben können, zu halbieren. Deutschland ist von diesem Ziel weit entfernt. Ein Beispiel: JedeR 15. BerlinerIn kann nicht lesen oder schreiben.
Damit ist Berlin weiterhin die Hauptstadt der Analphabeten. Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Analphabetismus in der Kita und in der Schule sind in Berlin wenig vorhanden. Auch die nachholende Alphabetisierung muss in Berlin verbessert werden.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus fordert den Senat deshalb auf, das Tabuthema Analphabetismus ernst zu nehmen. Der auf unsere Initiative zustande gekommene einstimmige Beschluss des Abgeordnetenhauses aus dem Jahre 2010, zur Bekämpfung des Analphabetismus muss konsequent umgesetzt werden. ErzieherInnen und Lehrkräfte müssen deshalb mit gezielter Fort- und Weiterbildung methodisch und didaktisch auf diese wichtige Aufgabe vorbereitet werden. Ein weiterer und wichtiger Bestandteil der Prävention ist die Familienalphabetisierung. Für viele Menschen beginnt der Weg zum funktionalen Analphabetismus mit Bildungsarmut und mangelnder Schriftsprachkompetenz nämlich in den Familien. Deshalb muss es ausreichende und niederschwellige Kursangebote geben.
Lese- und Schreibkompetenz sind die zentralen Voraussetzungen für Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Der rot-schwarze Senat muss das Thema enttabuisieren und sich des Problems Analphabetismus annehmen und mit nachhaltigen Maßnahmen dagegen vorgehen.
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